Gekehrte Strassen oder einfach nur darauf gespuckt by Svetlana Sekulic

Gekehrte Strassen oder einfach nur darauf gespuckt by Svetlana Sekulic

Autor:Svetlana Sekulic [Sekulic, Svetlana]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


`Auf Wiedersehen, bis morgen dann`, sein Kopf drehte sich zum langen Korridor, in einer unbewussten Erwartung hin, doch er sah nichts, er sah nicht das, was er zu sehen erwartete. Nicola trat nach draußen, gedanklich noch drinnen in der Anstalt bei den Andersartigen, bei der giftgrünen Mütze, dem giftgrünen Auge und bei der zierlichen Gestalt. Die Tür schloss sich hinter ihm zu, die Grenze zwischen normal und nicht so recht normal wurde gezogen, unwillkürlich; er spürte die kalte Luft im Gesicht, er fühlte einen Windzug im Nacken; es war niemand in seiner Nähe und doch wusste er sich nicht allein; seine Finger klammerten sich an der dunkelblauen Posttasche fest, auch wagte er sich nicht umzudrehen und schritt schnellen Schrittes den schmalen Weg entlang, angespannt, entlang des kalten, breiten Flusses zu seiner Linken. `Entschuldigen sie bitte, sie sind doch der Briefträger`. Nicola erkannte die Stimme, er hatte darauf gewartet und er hatte damit gerechnet. `Entschuldigen sie bitte,` er spürte ihre Hand um seinen Ellenbogen, er bemerkte ihren schlanken Körper neben sich, er fühlte sich von dem giftgrünen Auge fixiert und er spürte ihr zufriedenes Lächeln in dem blassen Gesicht. Nicola schritt den nebligen Weg entlang, er sah in trüber Ferne den unruhigen Fluss dahin strömen und er rückte seine dunkelblaue Posttasche zurecht. `Darf ich sie ein Stück des Weges begleiten?` Nicola konnte ihr nichts abschlagen, hätte aber korrekt zu arbeiten gehabt, hätte sich auf seine Arbeit zu konzentrieren und hätte seines Weges zu gehen, seiner ordnungsgemäßen sachlichen Arbeit nachzugehen gehabt und konnte ihr doch nichts abschlagen, hätte ihr nie etwas abzuschlagen vermocht. Er fühlte die bunten und schwarz gefleckten Blätter unter seinen Füßen, er sah das Laub unter seinen schweren Schuhen langsamer verschwinden, bis die Blätter sich nicht mehr bewegten. Nicola deutete auf eine dunkel angestrichene Bank, er sah ihr stummes Lächeln und streifte seine dunkelblaue Posttasche von der Schulter, wischte einige Blätter von der Bank und wies der Frau, neben sich, an zu setzen. `Warum sind wir stehen geblieben?´ Ihr Blick schweifte zu dem strömenden Fluss. `Ich dachte, dass wir, nun ich dachte, vielleicht könnten wir uns für einen Moment setzen.` Nicola spürte ein Unwohlsein und die Hitze im Körper aufkommen. Die junge Frau tastete sich an der dunkel angestrichenen Bank entlang. `Eine gute Idee, vielen Dank, setzen sie sich zu mir.` Unsicher rückte Nicola seine dunkelblaue Tasche von sich fort und nahm mit einem tiefen Atemzug der Erleichterung neben ihr Platz. `Sie müssen meine Dringlichkeit entschuldigen, aber es ist, weil, nun, sie haben eine äußerst sympathische Stimme und sie sind Briefträger, tragen doch Hoffnungen und Wünsche mit sich.` Nicola versuchte sie anzuschauen, versuchte ihr giftgrünes Auge aufzunehmen, doch sie starrte gebannt auf den unruhigen Fluss vor ihnen. Er beugte sich weit nach vorne, um ihr blasses Gesicht zu erfassen. `Meine Schwester war auf der Suche ein Leben lang, nach menschlicher Gerechtigkeit`, sie hatte die giftgrüne Mütze auf, Mahagoni farbige Haare waren zum Teil sichtbar, `und hatte dabei vergessen zu leben.` Sie ist sehr schön, dachte sich Nicola, als er



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